Die Eibe hat zwei Gesichter – sie ist die Hüterin der Toten und steht zugleich als immergrüner Baum für die Unendlichkeit & Hoffnung. Eiben scheinen ewig zu leben, da sie aus ihrem hohlen Stamm heraus wieder neue Schösslinge hervorbringt. Sie erneuert sich quasi aus sich selbst heraus.
Die Eibe als Totenbaum: in der griechischen und römischen Mythologie säumen diese mächtigen Bäume den Weg in die Unterwelt. Die Germanen sahen in ihr die Hüterin der Toten, für die Kelten verkörperte sie die Ewigkeit. Dies alles erklärt, warum sie bis heute als DER Friedhofsbaum gilt.
Für die Kelten steht sie im Jahresrad für den Tod der Sonne und symbolisiert den letzten kurzen Tag vor der Wintersonnenwende. Somit steht sie für das Ende des Zeitenkreislaufes, der sich mit der Wiedergeburt des Lichtes wieder zu drehen beginnt.
Die Eibe ist in fast all ihren Bestandteilen hoch giftig – nur der rote Samenmantel nicht. Eiben waren als Bogenholz sehr beliebt. Und die keltischen Krieger nutzten gleich auch noch neben Nieswurz und Eisenhut das Gift der Eibe, um ihre Pfeilspitzen zu tränken. Auch hier zeigt sich ihre enge Verbindung zum Tod.
Die Eburonen, eine germanisch-keltische Stammesgruppe, nahmen sich mit einem starken Eibenabsud das Leben, nachdem sie von den Römern überfallen und versklavt werden sollten.
„Vor Eiben kann kein Zauber bleiben“ hieß es früher – so wurde mit zwei übereinander gekreuzten Eibenzweigen das Heim geschützt und die Kobolde im Zaum gehalten.
Die Druiden schnitzten aus der Eibe Amulette, die auf der nackten Haut getragen vor Unheil schützen sollten. Ein kleines Stück Eibe sollte auch dafür sorgen, dass einen der Tod in Ruhe ließ.
Die Eibe
Schlägt an die Scheibe,
Ein Funkeln
Im Dunkeln.
Wie Götzenzeit, wie Heidentraum
Blickt ins Fenster der Eibenbaum.
Theodor Fontane, 1819 - 1898