Der Fliegenpilz ist ein bemerkenswerter und faszinierender Pilz, der in vielen Teilen der Welt zu finden ist. Mit seinem roten Hut und den weißen Punkten ist er nicht nur hübsch anzusehen, ihm wird auch eine ganz besondere Bedeutung in Mythen, Märchen und Religionen zugeschrieben.
Skandinavischen Legenden nach stellt der Fliegenpilz ein Tor zu einer anderen Welt bzw. einer anderen Dimension dar. In den Geschichten wird erzählt, dass Trolle, Zwerge und Gnome ihn als Transportmittel nutzen, um zwischen den Welten hin und her zu reisen.
Eine andere Sage erzählt folgendes: Die Wilde Jagd, welche Odin auf seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir anführte, war in den Raunächten so wild, dass sich Geifer und Schaum ums Maul von Sleipnir bildete. Dort wo der Schaum auf die Erde tropfte, sprossen genau 9 Monate später die Fliegenpilze aus der Erde. Da auch Odins Raben Hugin und Munin mit von der Partie waren, heißt der Fliegenpilz im Volksmund auch Rabenbrot.
Bei den Ureinwohnern Nordamerikas gab es auch zahlreiche verschiedene Legenden zu Amanita. Eine erzählte davon, dass der Pilz aus den Tränen des Widders entstand, der von einem Donnervogel getötet wurde. Andere Stämme brachten den Fliegenpilz mit der Sonne in Verbindung und nutzten ihn in Zeremonien, um den Sonnengott zu ehren. Laut der Signaturenlehre von Paracelsus ist der Fliegenpilz ebenfalls der Sonne zugeordnet – zu erkennen an der gelblichen Färbung der Unterseite der Huthaut und dem goldenen Schimmer, den der Hut beim Trocknen annimmt.
In der Märchenwelt wird der Fliegenpilz oft mit Naturwesen wie Feen und Elfen in Verbindung gebracht. In vielen Geschichten ist er ein Geschenk der Feen an die Menschen, um ihnen magische Kräfte zu verleihen. Wenn die Pilzhüte älter sind und sich zu einem Becken formen, nennt man das Regenwasser, welches sich darin sammelt, Zwergenwein.
Alles in Allem zeigt die Symbolik des Fliegenpilzes in den Sagen, Legenden und Märchen auf, wie wertvoll und tief verwurzelt die Verbindung zwischen Mensch und Natur ist. Er erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Natur zu achten und, dass wir ein Teil von ihr sind.
Der Fliegenpilz zeigt uns sehr gut, wie man in Symbiose lebt – also das Geben und Nehmen ausgewogen praktiziert. Er ist ein wichtiger Symbiosepartner für viele Laub- und Nadelbäume. Er liefert Wasser und Nährstoffe und erhält im Gegenzug Zuckerlösung. Der Fliegenpilz ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern ein wichtiger Teil des Ökosystems Wald. Er bevorzugt Fichten, Kiefern, Pinien und Birken. Mit denen lebt er über die Wurzeln in mykorrhizaler Verbindung. Da an der Birke noch der Zunderschwamm wächst, sagte R. Gordon Wasson (bekannt durch seine Forschungen zu psychoaktiven Pilzen) einst, dass der Zunderschwamm den Menschen das Feuer für ihren Körper gab und der Fliegenpilz das Feuer für ihre Seelen.
Nun zu der Frage, die sich schon viele gestellt haben: wie kam Amanita muscaria zu dem Namen „Fliegenpilz“? Es gibt einige Überlieferungen, in denen die Hüte des Pilzes als Fliegenfalle genutzt wurden. Dazu wurde der Fliegenpilz in Stücke geschnitten und in gesüßte Milch gelegt. Somit wurden die Fliegen angelockt. Als sie von der „vergifteten“ Milch tranken, vielen die Fliegen um. Heute weiß man, dass sie nicht tot, sondern durch die Alkaloide nur betäubt waren.
Andere Quellen behaupten, der Name kam daher, weil die Hexen den Fliegenpilz in ihre Flugsalben gaben, um auf den Brocken fliegen zu können.
Altes Kinderlied:
Fliegenpilze, keiner will se, ach wie sind sie schön.
Rotes Jäckchen, weiße Fleckchen, niedlich anzuseh`n,
und da spricht die Frau Mama,
giftig sind die Dinger da.
Esst sie nicht, sonst wird`s euch schlecht,
nun wisst ihr es recht.
Habt ihr erst davon gegessen, ach wie tut das weh,
überall verspürt ihr Schmerzen, bis zum großen Zeh.
Kommt der Onkel Doktor dann,
mit der großen Brille an.
Schreibt auf einen langen Zettel: “Bittre Medizin“.
Immer wieder müsst ihr schlucken, ach das ist ein Graus
immer wieder müsst ihr schlucken, bis das Gift heraus,
bis ihr wieder tanzen könnt,
fröhlich über die Wiesen rennt.
Denkt noch immer hier zurück
an das Missgeschick