Das Lungenkraut ist ebenfalls ein Frühlingsbote und läutet den Lenz mit den hübschen glockenartigen, farbigen Blüten ein. Es gehört zu den Raublattgewächsen und ist somit verwandt mit Borretsch, Natternkopf und Beinwell.
Seinen Namen hat das gefleckte Lungenkraut aufgrund seiner Blätter, deren Form an Lungenflügel erinnern und dessen Flecken die Signatur von Lungenbläschen aufweisen. Manchmal nennt man es auch blaue Schlüsselblume.
Das Lungenkraut ist ein kleiner Zauberer: beim Aufblühen ist die Blüte rosa und nach ein paar Tagen wechselt sie zu einem hübschen klaren Blau. Der Grund: innerhalb von ein paar Tagen ändert sich der pH-Wert in der Blüte und der Farbwechsel geht vonstatten. Insekten fliegen hauptsächlich die rötlichen Blüten an, die blauen hingegen werden ignoriert – klar, versprechen doch die rosafarben eine größere Chance auf leckeren Nektar. Der Volksmund hat dem Lungenkraut wegen des Farbwechsels den Namen „Hänsel & Gretel“ bzw. „Brüderchen & Schwesterchen“ gegeben.
Wie auch schon letzten Monat bei der Schlüsselblume beschrieben, hat auch das Lungenkraut kurz- und langgriffelige Blüten. So verhindert es die Selbstbefruchtung und vermeidet Inzucht. Stattdessen wird die Fremdbestäubung durch Insekten gefördert.
Die Samen des Lungenkrautes sind Klausenfrüchte, die bei Reifung zerfallen und dann wie kleine Nüsschen aussehen. Diese Mini-Nüsse sind mit einer eiweißhaltigen Ölschicht ummantelt und sehr beliebt bei den Ameisen. Die fleißigen Insekten sind quasi die kleinen Gärtner des Waldes, die ab und an mal einen Samen auf dem Weg zu ihrem Ameisenstaat verlieren, welcher dann keimen und wachsen darf. So geht das Lungenkraut auf Wanderschaft, ohne, wie andere Pflanzen, auf den Wind zu setzen.
Laut Aberglauben sollen einem Sommersprossen wachsen, wenn man am Lungenkraut schnuppert.
Das Lungenkraut kann auch in der Küche verwendet werden. Die jungen Blätter passen sehr gut in Smoothies, Wildkräutersuppen oder -salate und die älteren können ähnlich wie Spinat verarbeitet werden – in Kombination mit Giersch zum Beispiel. Allerdings sollte man die Blätter bei rohem Verzehr gut hacken, da die raue Struktur etwas sonderbar im Mund ist. Geschmacklich erinnern die Blätter an Gurken und ein bisschen an Kohl. Die Blüten, die ebenfalls essbar sind, machen als Deko auf dem Teller viel her.